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„Zu viele Köche verderben den Brei“

© Daimler BKK

Jürgen Coors setzt sich ehrenamtlich für die Interessen der Versicherten ein. Seit 1986 ist er in der Selbstverwaltung der Daimler BKK aktiv. Im Interview nimmt er Stellung zu den Sozialwahlen 2017, deren Ergebnisse gerade veröffentlicht wurden.

Die Wahlbeteiligung an den Sozialwahlen 2017 ist nach 30 Jahren erstmalig wieder gestiegen. Stimmt Sie das zuversichtlich?

Das ist ein gutes Zeichen und das Ergebnis zeigt den hohen Stellenwert der Sozialverwaltung. Schließlich haben wir damit ein Prinzip, das auf der Welt einmalig ist und erhalten werden muss. Oder möchten Sie, dass staatliche Behörden über ihre Gesundheit entscheiden? Wenn im Frühjahr 2023 wieder gewählt wird, würde ich mir wünschen, dass wir dann noch 10-15 % mehr Wählerinnen und Wähler mobilisieren konnten. Da sind auch die Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter gefragt, ihre wichtige Arbeit in der Öffentlichkeit noch bekannter zu machen. Nicht nur Gutes tun, sondern auch darüber reden. Auf der anderen Seite sollte die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die unsere Arbeit unterstützen und nicht behindern.

Für die Bundeswahlbeauftragten Rita Pawelski und Klaus Wiesehügel wird es die letzte Wahl gewesen sein, die sie begleitet haben. Haben sie einen guten Job gemacht?

Ich schätze die Arbeit von Rita Pawelski und Klaus Wiesehügel. Sie haben sich mit viel Engagement und Elan für die Sozialwahlen stark gemacht. In vielen persönlichen Gesprächen mit Frau Pawelski hatte sie immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Selbstverwaltung, die bei Betriebskrankenkassen wie der Daimler BKK eine lange Tradition hat.

In Zukunft soll es auch möglich sein, seine Stimme per Onlinewahl abgeben zu können. Was halten Sie davon?

Das ist in jedem Falle eine zeitgemäße Möglichkeit für die Wählerinnen und Wähler, sich an den Sozialwahlen zu beteiligen. Onlinewahlen sollte es geben - jedoch denke ich nicht, dass es die Sozialwahlen damit attraktiver macht und sich deshalb mehr Menschen beteiligen werden. Die Briefwahl sollte dadurch nicht ersetzt werden. Bei der Umsetzung muss natürlich der Datenschutz stets gewährleistet werden. Außerdem sollte das Angebot online wählen zu können sowohl für die gesetzlichen Krankenkassen, als auch für die Renten- und Unfallversicherung gleichermaßen gelten – und zwar bundesweit. Wir können gespannt sein, ob es gelingen wird, die Weichen dafür rechtzeitig zu stellen und wir bei der nächsten Wahl das Kreuz auch digital setzen können.

Was denken Sie darüber, dass eine Geschlechterquote künftig die Aufstellung der Vorschlagslisten regeln soll?

Es ist wichtig, dass Frauen in der Selbstverwaltung gut vertreten sind. Schließlich können sie die Bedürfnisse anderer Frauen am besten nachempfinden. Doch selbst wenn eine verpflichtende Quote dafür sorgen würde, dass Frauen und Männer gleichermaßen als Kandidatinnen und Kandidaten antreten, heißt das noch lange nicht, dass die Frauen am Ende auch gewählt werden. Und das sollte doch das eigentliche Ziel sein.

Um eine Vorschlagsliste mit Kandidat*innen einreichen zu können, müssen formale Kriterien erfüllt sein. Halten Sie es für eine gute Idee, die vorzulegenden Unterstützerunterschriften zu reduzieren?

Aus meiner Sicht gibt es dafür keinen sachlichen Grund. Ganz im Gegenteil: Die Anzahl der bisherigen notwendigen Unterschriften zu reduzieren führt am Ende dazu, dass die Selbstverwaltung auf Seite der Versichertenvertreter zersplittert wird nach dem Motto „zu viele Köche verderben den Brei“.

Der Umgang mit den „Friedenswahlen“ wird seit Jahren umstritten diskutiert. In vielen Krankenkassen ist diese Wahl ohne Wahlhandlung gängige Praxis.

Ich kann diese lebhaften Diskussionen nicht nachvollziehen. Im Kern geht es den Kritikern der „Friedenswahl“ um die Frage, ob eine Wahl ohne Wahlhandlung überhaupt demokratisch sei. Aber Demokratie bemisst sich doch nicht ausschließlich daran, aktiv ein Kreuz zu setzen. Die Benennung der Kandidatinnen und Kandidaten erfolgt demokratisch. Wenn am Ende die Zahl der Bewerber und Bewerberinnen der Anzahl der zu wählenden Verwaltungsratsmitglieder entspricht, findet keine Wahlhandlung statt. Bei der Daimler BKK ist es uns sehr wichtig, alle bundesweiten Werke, Niederlassungen und Tochterunternehmen in den Verwaltungsrat mit einzubinden. Denn wir möchten die Nähe zu den Versicherten halten. Deren Wohl sollte immer im Zentrum der Selbstverwalterinnen und Selbstverwalter stehen.

Sehen Sie sich auch unsere Videos zu den Sozialwahlen an:

Was ist eine Sozialwahl?

Was macht die Selbstverwaltung?


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